Kurztripp zum Lago Maggiore, Comer See und nach Südtirol

Oktober 2007

Ich fange mit dem Schreiben an auf einem ganz exponierten Platz: Auf dem St.Gotthard-Pass in 2108 m Höhe.

Ringsum ist Neuschnee, aber die noch kräftige Sonne wird nicht viel übrig lassen, wenn nicht Nachschub kommt.

1.Tag (MO):              1.10.

Gegen 12 Uhr fuhr ich los, nachdem mich die beste aller Gattinnen mit der Drohung endgültig motiviert hatte, dass ich ja nicht mehr da sein soll, wenn sie von SNH zurückkommt.

Auf der Autobahn ging es ab Karlsruhe bis Offenburg, wo ich der Fa. Kuhn einen kurzen Besuch abstattete (der neue Adria Twin wäre ein Thema). Dann fuhr ich nach Breisach, wo ich am Rheinufer flanierte und dann die – sehenswerte - Stadt besichtigte.

Nach Überquerung des Rheins ging es in Frankreich bis kurz vor Basel, wo ich noch mal auftankte. Auf der Schweizer Autobahn fuhr ich bei ruhigem Verkehr bis zum Sursee, von wo es dann über Land auf und ab über Beromünster mit seiner großen Sendeanlage zum Campingplatz bei Mosen am Hallwiler See ging. Es war schon Nacht, als ich mir einen Standplatz  suchte.

 

2.Tag (DI):              2.10.

Nach einer ruhigen Nacht entdeckte ich erst am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein, welch herrliches Fleckchen ich da erwischt hatte.

Allerdings war ich zu unruhig, um hier einen Tag auszuspannen, so dass ich gegen 10 Uhr nach Luzern fuhr.

Nachdem ich zweimal auf der Suche nach einem Parkplatz durch die Stadt gefahren war, wollte ich weiterfahren, kam dann aber zufällig auf einen Parkplatz am Rotsee, was aber dann bedeutete, dass ich ca. 45 Minuten bis zum Hafen/Bahnhof gehen musste.

45 Minuten, die sich aber lohnten, denn der Flair und die Atmosphäre dieses Städtchens waren – zumindest an diesem sonnigen Tag – einmalig. Dazu trug auch bei, dass nur ein Bruchteil der Menschen, die in der Saison sicher hier zu finden sind, unterwegs waren,

Danach ging es mit herrlichen Ausblicken am See entlang über Küssnacht, Weggis, Brunnen, Flüelen und auf der Autobahn hinauf nach Andermatt und weiter auf den Gotthard-Pass.

Nach einer 1-stündigen Wanderung in Richtung Lago di Sella schreibe ich jetzt diese Zeilen und überlege, ob ich weiterfahre, denn meine „Wohnmobilkollegen“ ringsum sind alle verschwunden.

Gegen 20 Uhr – es war schon dunkel – verließ auch der Kioskbesitzer den Platz, und dann war es auch mir zu einsam da oben.

Nach Bellinzona war es mir zu weit, also fuhr ich in Airolo auf einen Parkplatz und stellte den Bus ab. Außer einigen Zuggeräuschen vom Bahnhof war nichts zu hören, und um 9 Uhr war ich eingeschlafen.

 

3.Tag (MI):              3.10.

Um 8 Uhr schien die Sonne durchs Fenster, so dass man einfach aufstehen musste.

Als ich losfuhr, entdeckte ich auf der anderen Seite des Tales eine Seilbahn, die anscheinend in Betrieb war, denn zwei Gondeln fuhren bergauf.

Kurz entschlossen fuhr ich hinüber, denn eine Wanderung zurück nach Airolo könnte sicher nicht falsch sein.

Leider war an diesem Tag nur „interner“ Verkehr, wie ich mich belehren lassen musste.

Da der Tag aber so schön war, wollte ich die Berge noch nicht so schnell verlassen.

Auf der Karte entdeckte ich die Straße durch das Bedrettotal, die zum Nufenenpass hinaufführte. Die fuhr ich etwa 12 km hinauf und machte dann eine Wanderung, musste aber nach 30 Minuten abbrechen, weil – na ja, was wohl.

Ich fuhr dann noch zur Passhöhe auf 2574 m und legte mich eine Weile in die Sonne. Auf der anderen Seite des Tales sah man den Rhônegletscher, an dem wir vor 3 Wochen auf  unserer Tour zur Côte d`Azur standen.

Zurück ging es dann wieder über Airolo und auf der Autobahn – bei wenig Verkehr – nach Locarno.

Hier war die Hölle los, so dass ich nach einem kurzen Aufenthalt am Hafen wieder weiterfuhr.

Auf der Strecke nach Luino – an der Ostseite des Sees – war es sehr ruhig. Man merkte, die Saison war zu Ende; überall waren Parkplätze und Nischen am See frei.

In Luino selber ging dann gar nichts mehr, denn ein riesiger Markt brachte alles zum Erliegen.

Ich beschloss, den Lago Maggiore zu verlassen – trotz der vielen wunderschönen Ausblicke auf See und Berge – und hinüberzufahren nach Lugano.

Dass dies eine nicht ganz glückliche Entscheidung war, zeigte sich sofort nach dem Verlassen von Lugano. Überall waren Scharen von Ausflüglern unterwegs, die diesen herrlichen Tag noch mal auskosten wollten, und dementsprechend war auch der Verkehr.

Am Luganer See entlang – auf der Nordseite – wurde das Ganze noch erschwert durch eine teilweise kaum befahrbares Strässchen, so dass man immer wieder zurückstoßen musste, um Platz zu machen für den Gegenverkehr.

Als ich endlich auf dem Campingplatz nördlich von Porlezzo ankam, war ich ziemlich geschafft. Immerhin waren es hier 28°, während es auf dem Pass ein paar Stunden vorher noch 0° waren.

Vergleichbar zur Côte d`Azur hat man auch hier eine wunderbare Landschaft völlig zersiedelt. Wie Krebsgeschwüre fressen sich Häuser und ganze Siedlungen immer weiter die Berge

hinauf. Anscheinend ist die Bauwut nicht zu stoppen.

Von Fortuna beflügelt, gelang mir ein wundervolles Spaghettigericht.

Allerdings klappte es nicht, meine Fernsehanlage zu installieren.

 

4.Tag (DO):        4.3.

In der Nacht regnete es ziemlich stark, aber gegen 9 Uhr kam bereits die Sonne wieder durch. Sie schien dann den ganzen Tag.

Um 10 Uhr verließ ich den Zeltplatz und fuhr von Porlezzo auf einer wiederum sehr schmalen Straße in Richtung Comer See.

Nach ca. 3 km entdeckte ich plötzlich auf der rechten Seite einen kleinen See mit einem kleinen Parkplatz. Kurzentschlossen bog ich ab und parkte. Ein bisschen

Bewegung konnte nicht schaden.

Es war der Lago di Piano. Er hatte ungefähr die Größe von 20 Fußballfeldern und schien leicht zu umrunden zu sein.

Nach etwa 1 Stunde merkte ich, dass es sich um ein Naturreservat handelte und die Wasserfläche nur ein Bruchteil davon war. Es wurde ein anstrengender knapp

5-Stundenmarsch.

Auf halber Strecke ereignete sich noch etwas Sonderbares.

Da es durch ein Flussbett ging, musste ich unverwandt auf den Boden schauen. Plötzlich sah ich ein Wildschwein in ca. 8-10 Meter vor mir. Es musste den Hang heruntergekommen sein, taumelte noch ein paar Schritte und fiel dann plötzlich um. Kurze Zeit später war es tot. Aus den Nüstern lief etwas Blut, Verletzungen waren nicht zu erkennen. Es war eine trächtige Bache.

Ich konnte mir das Ganze nicht erklären und ging nach einer Weile weiter.

Gegen 15.30 Uhr war ich wieder an meinem Bus und fuhr bei extremem Verkehr über einen Bergrücken nach Osten, als plötzlich bei Menaggio der Comer See auftauchte.

Unterbrochen von einigen Stopps fuhr ich an der Westseite entlang nach Norden, bis ich bei Geria Lario das Seeende erreichte.

Die Strecke nach Sondrio kannte ich bereits von früher. Es war allerdings noch schlimmer geworden.

Eine endlose Autoschlange wälzte sich in beiden Richtungen durch das Tal, das Ende einer Ortschaft und der Anfang der nächsten war nicht mehr zu unterscheiden. Nahezu die ganze Talsohle ich verbaut, und auch den Hängen hoch beiderseits des Tales wuchert es.

In Sondrio fand ich nach einigem Suchen doch noch die Standplätze bei der Tennisanlage.

Aus Langeweile stöberte ich etwas im Shellatlas und entdeckte ein kleines Tal nördlich von Sondrio, an dessen Endpunkt in 2500 m Höhe sich der Name „Chiesa di Valmanenco“ fand.

Ein Übernachtungsplatz in dieser Höhe, bei frischer Luft, wäre doch sicher auch nicht schlecht, denn hier unten war es ziemlich warm/schwül.

Also fuhr ich los und fand auch schnell die Ausfahrt zum Tal hinauf.

Es wurde mit das Spektakulärste, was ich bis jetzt an Bergfahrten erlebt hatte.

Durch engste Kurven ging es auf einem schmalen Bergsträßchen immer weiter das Tal hinauf Richtung Bernina. Nach 20 km kam ich im letzten Dorf an, und immer war noch nichts zu sehen von der Chiesa.

Als ich dann das zweitemal beinahe 1 km rückwärts runterfahren musste, weil Gegenverkehr war, brach ich die Sache ab und fuhr mit vielen Unterbrechungen zurück.

Die Dörfer waren schon uralt und nur noch teilweise bewohnt. Dazwischen gab es aber Neubauten (Pensionen und Hotels).

Die Bernina hatte ich nicht gesehen – auch weil zwischenzeitlich Nebel aufgetaucht war – aber es war doch ein kurzer Einblick in eine andere Welt.

Kurz, bevor es dunkel wurde, war ich wieder an der Tennisanlage.

Nach dem Frühstück aß ich zum ersten Mal wieder etwas (Mozarella+Tomaten) und legte mich dann in mein breites Bett.

 

5.Tag (FR):        5.10.

Nach einer anfangs etwas unruhiger Nacht (- die Geräusche der nahen Tangenziale sind doch deutlich hörbar - verließ ich um 10 Uhr den Stellplatz bei der Tennisanlage Sondrio und fuhr bei wenig Verkehr auf der SS38 nach Osten.

Was auf der Karte – leider zeigt der Shellatlas keine Höhenlinien – wie eine einfache Fahrt aussah, entpuppte sich als eine mühselige Kurbelei.

Nach dem Aprica-Pass, der aufgrund des schmalen Strässchens und der vielen entgegenkommenden Laster schon schwierig war, ging es vor Edolo erst richtig los.

Als Abschluss kam dann der Passo di Tonale –auf seinem Scheitel gibt es unzählige Skianlagen – ehe es dann nach Norden in ein kleines Seitental hochging, wo ich mir aus bestimmten Gründen einen Zeltplatz herausgesucht hatte („Valle di Sole“ bei Péjo).

Meine Spekulation ging auf. Es war ein wunderschöner Platz am Südhang des Ortler in einem lichten Wald mit einem satten Grasboden. Außer dem leisen Rauschen eines kleinen Baches gab es keine Geräusche. Ich glaube, ich war der einzige Gast. Der Hammer waren die Sanitäranlagen. Sauberer, schöner und großzügiger sind sie sicher in manchem Hotel nicht.

Es ist jetzt kurz vor 18 Uhr, und die Sonne, die den ganzen Tag wieder schien, dürfte bald verschwinden, so dass es doch etwas „schattig“ werden dürfte auf 1200 m Höhe.

Entweder esse ich jetzt meinen letzten Mozarella, oder ich mache mir doch wieder Spaghetti.

 

6.Tag (SA):              6.10.

Nachdem der Mozarello gewonnen hatte, wurde es eine etwas seltsame Nacht.

Mir war schon am Tag aufgefallen, dass überall im Gras Rehkot o.dgl. rumlag. Gegen 22 Uhr wusste ich, warum. Ca. 20 Rehe hatten sich rund um de Bus eingefunden, ästen und beschnupperten die Abfalleimer. Es wäre alles harmlos gewesen, wenn nicht 2 oder 3 Rehböcke ihre Position durch langanhaltende Schreie demonstriert hätten. Kurz vor Mitternacht wurde es mir zu viel, und ich scheuchte sie in den Wald. Die Böcke waren immer noch zu hören, aber irgendwann schlief ich ein und wachte erst kurz vor 9 Uhr wieder auf.

Gegen 10 Uhr fuhr ich wieder ins Tal hinunter und weiter über eine wiederum sehr kurvenreiche Strecke – es hatte auch angefangen zu regnen – über Livo, Fondo Richtung Bozen.

Vorher musste aber noch der Mendel-Pass überquert werden, was sich als äußerst schwierig herausstellte, denn ab ca. 1000 m war dichtester Nebel. Da auch die

Fahrbahnmarkierungen fehlten, war ein Weiterfahren nahezu unmöglich. Auch im Schritttempo lief man immer wieder Gefahr, an die Leitplanken zu fahren – manchmal links, manchmal rechts.

Auf der Passhöhe beschloss ich, das riskante Spiel aufzugeben und – wenn nötig – hier zu übernachten.

Als aber ein LKW neben mir parkte und nach einigen Minuten weiterfuhr, hängte ich mich an ihn dran. Im Abstand von 4-5 m waren seine Lichter zu erkennen, und so zuckelten wir nahezu im Schritttempo die vielen engen Serpentinen bergab.

Nach ca. 2 Stunden (für 14 km) kam plötzlich wieder die Sonne, und der ganze Spuk war vorbei.

An Bozen vorbei erreichte ich dann Klausen, wo ich 1 Stunde Rast machte.

Bei herrlichstem Wetter – in Südtirol war die Vegetation schon wesentlich herbstlich bunter als im Tessin – ging es dann über Brixen hinauf auf den „alten“ Standplatz bei der Talstation der Jochbahn. Zwei lange Spaziergänge und ein Sonnenbad beschlossen den Tag.

 

7.Tag (SO):              7.10.

Nach einer kalten Nacht schien ab 9 Uhr wieder eine prächtige Sonne und lud geradezu zum Faulenzen ein. Mit Lesen und einer leichten Wanderung verbrachte ich die Zeit bis gegen

15 Uhr und brach dann auf.

Bei ruhigem Verkehr fuhr ich das Eisacktal hinauf und über den Brenner, Innsbruck, den Zirler Berg, Mittenwald, GAP, Ohlstadt erreichte ich in tiefer Dunkelheit das Freilichtmuseum Glentleiten in der Nähe von Großweil, wo ich bei einem Gasthaus übernachtete.

Ziemlich früh fuhr ich wieder hinunter und auf einen Parkplatz der AB GAP-München, um den Bus und mich etwas „herzurichten“, weil ich gegen Mittag in der Pommernstr. eintreffen möchte, wo seit gestern bereits Heidrun war.

Hier noch einige Bilder:

 

Luzern

Luzern

Luzern und Vierwaldstättersee

Luzern

Luzern

Altdorf

Auf dem St.Gotthard

Aletschhorn und Schreckhorn (Blick vom Nufenen-Pass)

Lago Maggiore

Lago di Como

Auf dem Mendel-Pass

Klausen (Chiusa) in Südtirol

Vals (bei Mühlbach) in Südtirol

Innsbruck

Innsbruck

Innsbruck